Wie motiviere ich mein Kind zu Lesen?
1. Bücher, Buchregal und Lese-Orte
Ohne Bücher geht es nicht. Um Kinder zum Lesen zu motivieren, sollten Bücher da sein - aber nicht nur
eins
und natürlich
auch nicht irgendwelche. Wichtig ist eine Auswahl von vielen verschiedenen spannenden, witzigen,
unterhaltsamen,
berührenden – eben tollen Büchern.
Wie findet man aber in der Masse der Neuerscheinungen und bereits vorhandenen Kinderbücher die wirklich
tollen? Am
besten, Sie vertrauen kompetenten LiteraturvermittlerInnen: den BibliothekarInnen in Kinder- und
Jugendbibliotheken, den
BuchhändlerInnen in Buchhandlungen und den Lese- und LiteraturpädagogInnen in den Schulen. Schließlich
verbringen diese
ihr Leben mit dem Lesen von Büchern und freuen sich, wenn sie ihre Lektüreerfahrungen weitergeben können.
Für Kinder,
Jugendliche und Eltern haben wir die Seite www.buchfindomat.de
entwickelt. Hier kann man eine von
Bücher-ExpertInnen
getroffene Auswahl toller Bücher finden.
Bücher gehören in jedes Kinderzimmer und dafür braucht man eigentlich nur einen Bibliotheksausweis.
Kinderbibliotheken
gehören zu den inspirierendsten Orten in jeder Stadt. Es gibt kaum ein schöneres Ritual, als alle ein bis
zwei Wochen
gemeinsam mit seinem Kind einen Spaziergang dorthin zu unternehmen.
Vielleicht erinnern Sie sich ja an Ihre eigene Kindheit: wie herrlich war das, sich neue Bücher
auszusuchen!
Und zu
zeigen, welche Bücher man schon gelesen hat.
Apropos: Gibt es in ihrer Wohnung ein schönes Bücherregal? Und hat das Kind ein eigenes in seinem Zimmer?
Wenn nicht:
Bauen Sie zusammen mit dem Kind eins! Ein paar schöne Holzbretter – vielleicht etwas Farbe - auch das
Bauen
eines
Bücherregals ist eine wunderbare gemeinsame Aktion. Wichtig ist, dass Kinderbücher stets sichtbar und für
alle gut zu
erreichen sind.
Wenn ihr Kind ein Buch geschenkt bekommt, freuen Sie sich mit ihm. Kinder sollten erfahren, dass Bücher
einerseits zum
alltäglichen Leben dazugehören, aber andererseits besonders wertvoll sind.
Hat ihr Kind einen gemütlichen Platz zum Lesen in seinem Zimmer oder irgendwo in der Wohnung? Lesesessel,
Sofa, Tages-
oder
Hochbett – es braucht nur eine Leselampe sowie eine Ablagemöglichkeit fürs Buch. Auf jeden Fall sollte der
Leseort ein
Platz sein, an dem das Kind sich wohlfühlt.
2. Lieblingsbücher und Vorlesen als gemütliches Alltagsritual
Wenn ihr Kind ein Lieblingsbuch in der Bibliothek gefunden hat, sollten Sie ihm dieses Buch kaufen. Am
schönsten ist
das, wenn Sie gemeinsam mit dem Kind einen Ausflug oder Spaziergang zur Buchhandlung machen. Viele Kinder
lesen
Lieblingsbücher mehrfach, möchten sie Freundinnen und Freunden zeigen und davon erzählen. Und ganz sicher
gibt es
irgendwann eine Buchvorstellung in der Schule – toll, wenn das Kind dann einfach nur mal rasch in sein
eigenes
Bücherregal greift, oder?
Lesen ist toll – nicht nur für Kinder. Lesen ist kein pädagogischer Akt, zu dem man sich und das Kind
zwingen muss -
machen Sie es sich gemütlich! Nehmen Sie sich täglich Zeit für eine kleine Vorlese-Einheit für Ihr Kind
und
lesen Sie
auch selbst. Kinder, die erleben, dass Erwachsene viel lesen, greifen auch selbst öfter zum Buch.
Am allerwichtigsten ist das tägliche Vorlesen, 10 Minuten am Tag, das kriegt man auch bei vollgepacktem
Terminkalender
hin.
Und wie herrlich ist es, mit dem Kind über das gemeinsam Gelesene zu sprechen: beim Essen, beim Warten,
während Zug- und
Autofahrten, wenn Sie das Kind zur Schule bringen oder abholen.
Am besten, Sie planen eine feste Zeit zum Lesen und Vorlesen in ihrem Tagesablauf ein - z.B. immer abends
vor dem
Schlafen oder am Nachmittag als kleine Auszeit von Schule und Arbeit.
Natürlich gibt es auch viele tolle Hörbücher. Aber kein Medium kann ersetzen, was Vorlesesituationen
bringen:
Vertrautheit, Gespräche, körperliche und seelische Nähe. Lesen Sie also selbst vor und das so oft wie
möglich.
Tägliches Vorlesen kann und sollte auch ein Familienritual bleiben, wenn das Kind schon sehr gut alleine
lesen kann.
Lesen Sie vor, solange das Kind das will und hören Sie damit auf gar keinen Fall auf, wenn das Kind alle
Buchstaben
kennt. Bis zum flüssigen Alleinlesen ist es noch ein langer Weg und viele Kinder verlieren ohne die
Unterstützung der
Erwachsenen schnell den Mut.
3. Wie aber bringt man ein Kind zum Lesen, wenn es gerade die ersten Buchstaben kennengelernt hat?
Lesenlernen ist mühsam - kleine und tägliche Trainingsaufgaben erleichtern das Ganze: Üben Sie gemeinsam jeden Tag ein paar Minuten lang, aber gehen Sie die Sache entspannt an. Starten Sie z.B. während ihres täglichen Vorlesens mit einzelnen Buchstaben, die das Kind im Text finden und benennen darf. Erst dürfen einzelne und leichte, später kompliziertere Wörter vom Kind entziffert werden. Lassen Sie das Kind, sobald es das kann, einige Wortgruppen vorlesen, ganze Absätze oder immer die wörtliche Rede. Zwischendurch darf Quatsch gemacht, gelacht und geknuddelt werden.
4. Loben und Weiterlesen lassen
Loben Sie, wenn etwas besonders gut geklappt hat. Und statt das Kind während des Vorlesens dauernd zu
korrigieren:
Fragen Sie es, ob es ihm lieber ist, bei einem Vorlesefehler leicht angestupst zu werden. Vielleicht ist
es
dem Kind
aber auch angenehmer, Sie lassen es einfach lesen so gut es eben geht – und wiederholen dann die vom Kind
gelesene
Textpassage noch einmal richtig. Dann hört das Kind die korrekte Fassung und wird nicht ständig
unterbrochen
und
verbessert.
Lesen lernt man durch Lesen – so wie Fahrradfahren nur durch Fahrradfahren und Fußballspielen nur durch
Fußballspielen.
Gehen Sie die Sache also sportlich an. Erklären Sie dem Kind, dass niemand gleich mit der
Weltmeisterschaft
oder einem
dicken Buch beginnt. Man steigert sich beim Fitnesstraining – genau wie beim Lesenlernen - langsam. Dabei
kommt es aber
nicht nur aufs Tempo, sondern auch darauf an, zu verstehen, was man liest.
Gehen Sie nach folgendem Schema vor: Das Kind liest jeden Tag genau 1 Minute lang laut vor. Sie stoppen
die
Zeit und
erlauben dem Kind auch nicht, weiter vorzulesen, selbst wenn es nach 60 Sekunden mitten im Wort ist. Das
Ganze ziehen
Sie eine Woche lang durch: Jeden Abend 1 Minute. In der Folgewoche verdoppeln Sie dann die Zeit: Jetzt
soll
das Kind
jeden Tag 2 Minuten lang vorlesen usw.. Nach ein paar Wochen wird das Kind flüssig lesen können. Man muss
nur konsequent
sein und die Sache durchziehen.
Unterstützen Sie die Sache mit kleinen Überraschungen und Belohnungen. Wenn die ersten Lese-Erfolge
errungen
sind, darf
sich das Kind etwas wünschen. Oder Sie vereinbaren gleich zu Beginn des Lesetrainings einige Etappen-Ziele
und legen
gemeinsam fest, was Schönes passiert, wenn die Zwischenziele erreicht wurden.
Reden Sie voller Stolz (besonders, wenn das Kind neben ihnen steht und zuhört) von den Leseerfolgen Ihres
Kindes.
Ermutigen und trösten Sie es, wenn die Sache langsamer vorangeht, als Sie das geplant hatten. Auf gar
keinen
Fall sollte
man aufgeben!
Lesen Sie dem Kind immer weiter vor – Lesen lernt man ja dafür, dass man in Geschichten versinken und
spannende Dinge
erfahren kann. Das darf über dem Lesetraining nicht in Vergessenheit geraten: Bücher sind toll,
Geschichten
sind
fantastisch und witzig und spannend!
Und ein letzter Tipp für die Zeit, wenn das Kind schon lesen kann: Hören Sie während des abendlichen
Vorlesens gern auch
mal abrupt mit dem Vorlesen auf, wenn die Geschichte spannend wird – beim sogenannten „Cliffhanger“.
Erlauben Sie dem
Kind dann aber, das Licht noch zehn Minuten anzulassen, wenn es noch ein kleines Stück weiterlesen möchte
–
Sie ahnen,
was möglicherweise passieren wird...
Es gibt soooo viele Kinder- und Jugendbücher, wäre doch jammerschade, wenn die keiner liest!